Neugotik in Coburg
Die berühmten neugotischen Bauwerke stehen wohl in München, Wien, Köln und vor allem in England. Aber die Anzahl der
neugotischen Bauten je Einwohner dürfte in Coburg überdurchschnittlich sein, auch wird für die Stadt ein einmaliger neugotischer Bebauungsring beschrieben. Lange Zeit wurde die Gotik als
„Deutscher Styl“ oder „Deutsche Baukunst“ proklamiert. Erst Ende des 19. Jahrhunderts setzte sich in Deutschland die Erkenntnis durch, dass der gotische Stil in Frankreich im 12./13. Jahrhundert
entstand. Auch darf bezweifelt werden, dass die Neugotik wegen der verwandtschaftlichen Beziehungen des Herzogshauses von England nach Coburg kam. Eine allgemeine „romantische
Mittelalterschwärmerei“ hatte Deutschland bereits im 18. Jahrhundert erfasst. Gleichwohl waren es zunächst das Herzogshaus und dessen höhere Bedienstete, die sich den neuen „deutschen Baustil“
leisten und für ihre politischen Ziele einsetzen konnten. Es entstanden also in der Stadt neben Schloss Ehrenburg öffentliche Gebäude und einige wenige Privatbauten. Erst in der zweiten Hälfte
des 19. Jahrhunderts konnten sich dann reiche Bürger kleine aber repräsentative „Schlossvillen“ leisten. Damit aber waren die ursprünglichen Ideen – Romantik und Legitimismus - bereits vergessen
und neugotische Formen zur Mode geworden, zum Schmuck. Der spezielle Reiz der Coburger Neugotik besteht nun darin, dass sich das Coburger Ensemble nicht wie in anderen Städten nur auf wenige Einzeldenkmäler oder ein
kleines Stadtareal beschränkt. Vielmehr häufen sich neugotische Bauten entlang der ehemaligen Stadtmauer und laden zu einem Architekturspaziergang ein. Daneben gibt es zahlreiche Villen und
ehemals öffentliche Bauten mit neugotischen Elementen über die Stadt verteilt sowie neugotische Schlösser am Stadtrand. Die schönste Neugotik aber befindet sich auf der nördlichen Grenze der „Region Coburg.Rennsteig“: die Holzkirche von Neuhaus am
Rennweg, wie dort der Rennsteig heißt.
Die Fotos hier und im Buch sollen Architektur zeigen, wie sie von ihren Erfindern erdacht und von Ihren Erbauern geschaffen wurde. Da dies mit rein fotografischen Mitteln nicht immer möglich war,
wurden störende Elemente (Bauschilder, Antennen, Abfälle, Behälter, Aufkleber, elektrische Anlagen u.s.w.) so oft wie nötig nachträglich entfernt. Fotos lügen, hier allerdings für einen guten
Zweck.
Ein Hinweis in eigener Sache: Zinne und Spitzbogen ,das Buch zum Thema